Informationen zu "Operntheater in der DDR Zwischen neuer Ästethik und politischen Dogmen gebunden"
Komponist/Autor: Eckart Kröplin
Verlag: Seemann Henschel GmbH
Verlagsnummer: 9783894878177
EAN: 9783894878177
ISBN: 978-3-89487-817-7
Beschreibung
Eine noch ungeschriebene DDR-Kulturgeschichte. In der DDR lernte das
Theaterpublikum schnell, zwischen den Zeilen zu lesen und Zwischentöne zu
hören - so wie es der Dramatiker Heiner Müller in seinem Libretto zur Oper
'Lanzelot' von Paul Dessau formulierte: 'Was man noch nicht sagen kann, kann
man vielleicht schon singen.' In diesem Buch, das eine bislang einmalige,
komplexe Aufarbeitung des Themas ist, wird das Operntheater in seiner ganzen
Bandbreite in den Blick genommen. Aufführungspraxis, Rezeption, neue Werke,
der Umgang mit der klassischen Tradition, theatergeografische Strukturen im
kulturpolitischen Raum, Inszenierungsgeschichten, Repertoirepolitik und
ästhetische Diskussionen werden in einen Zusammenhang gebracht und gewertet.
Dabei wird deutlich, dass das Operntheater und überhaupt das Kulturleben in
der DDR unverwechselbar geprägt wurde: von Schriftstellern und Theaterautoren
wie Bertolt Brecht, Friedrich Wolf, Erwin Strittmatter, Christa Wolf oder
Brigitte Reimann, von Komponisten wie Hanns Eisler, Paul Dessau oder Udo
Zimmermann, von bildenden Künstlern wie Wolfgang Mattheuer, Bernhard Heisig
oder Willi Sitte, und natürlich von Regisseuren wie Walter Felsenstein, Harry
Kupfer, Ruth Berghaus oder Peter Konwitschny. von Paul Dessaus 'Lukullus'
1951 bis zum 'Fidelio' in Dresden 1989Aufführungspraxis, Rezeption, Zensur,
Repertoire- und Kulturpolitikvon 1945 bis 1990: alle wichtigen
Inszenierungen, Regisseure, Dramatikermit umfangreichem Werk- und
Personenregister sowie Literaturverzeichnisfür alle Interessierten der
DDR-Kulturgeschichte, Studierende der Theater- und Musikwissenschaft sowie
Germanistik, Dramaturgen, Regisseure Oper mit doppeltem Boden Das
Operntheater in der DDR war nicht nur Ort großer inszenatorischer Leistungen,
sondern auch repräsentatives Statussymbol. Der neue Staat sah sich als
Volksdemokratie, die Theater wurden zu 'Volkstheatern', diese wiederum auch
zur Kulisse der sozialistischen Politik. Das Verhältnis zwischen Staat und
Opernhäusern in der DDR war nie ein leichtes: Zum Beispiel wurde die Oper
'Das Verhör des Lukullus' von Bertolt Brecht und Paul Dessau an der
Staatsoper Berlin aufgrund seiner unerhörten avantgardistischen Ästhetik
schnell wieder abgesetzt. Man versuchte den Einfluss spätbürgerlicher,
westlicher Kunst auf die DDR zu verhindern, Künstler hatten kulturpolitischen
Dogmen zu folgen. Doch mit der Zeit fand auch eine grundsätzliche kritische
Diskussion über Wege und Irrwege zur Kunst im Sozialismus statt - und damit
über den Sozialismus selbst. 'Fidelio' im Stacheldraht Der Autor spannt den
großen Bogen von der Aufbruchstimmung nach 1945, der ästhetischen
Neuorientierung in den 1950er-Jahren, dem Weggang vieler Künstler nach dem
Mauerbau 1961, der letztlich nur scheinbaren Liberalisierung in den
1970er-Jahren bis zum großen Widerspruch zwischen nach Freiheit strebender
Kunst und herrschender Politik. Die Opernwelt der DDR endete mit einem
dramatischen Akt: In einer der letzten Opernaufführungen der untergehenden
DDR wurde im 'Fidelio' an der Dresdner Staatsoper der 40. Jahrestag der DDR
mit einer radikalen Bildsprache die Geschichte vorweggenommen: Eine Mauer und
ein Stacheldrahtzaun schlossen das Geschehen unerbittlich ein - währenddessen
forderte die Bevölkerung draußen auf der Straße ihre Befreiung aus der
Einzäunung ein.