Informationen zu "Kinshasa Symphony DVD"
Verlag: Salzgeber & Co. Medien GmbH
Verlagsnummer: D265
EAN: 4040592004037
Beschreibung
Mit dem Orchestre Symphonique Kimbanguiste
Regie: Martin Baer, Claus Wischmann
In völliger Dunkelheit spielen zweihundert Orchestermusiker Beethovens Neunte
'Freude schöner Götterfunken'. Ein Stromausfall wenige Takte vor dem
letzten Satz. Probleme wie dieses sind noch die kleinste Sorge des einzigen
Symphonieorchesters in Zentralafrika. In den fünfzehn Jahren seiner Existenz
haben die Musiker zwei Putsche, mehrere Krisen und einen Krieg überlebt. Doch
da ist die Konzentration auf die Musik, die Hoffnung auf eine bessere Zukunft.
KINSHASA SYMPHONY zeigt Menschen in einer der chaotischsten Städte der Welt,
die eines der komplexesten Systeme menschlichen Zusammenlebens aufbauen: ein
Symphonieorchester. Ein Film über den Kongo, über die Menschen und über die
Musik.
Einer der Musiker ist Albert Matubanza. Er hat vielen Streichern im Orchester
die Noten und ihr Instrument erklärt. Dabei ist er selbst Gitarrist und kann
weder Geige noch Cello spielen. Gerade baut er an einem neuen Kontrabass für
das Ensemble. Andere Handwerker unter den Orchestermitgliedern haben
inzwischen eine ganze Kollektion von oft selbst erfundenen und gebauten
Werkzeugen, um jede erdenkliche Reparatur eines Instruments durchzuführen.
Nebenbei schneidern die Musikerinnen und Musiker ihre Anzüge und Kleider für
die Auftritte selbst, organisieren die Beschaffung von Noten und sorgen
während der langen Probenabende für die Beaufsichtigung der Kinder.
Die meisten Orchestermitglieder sind Autodidakten und Amateure. Selbst für
diejenigen, die das Glück haben, über eine Berufsausbildung und halbwegs
geregelte Arbeit zu verfügen, ist der Alltag in der Zehn-Millionen-Metropole
Kinshasa ein Kampf ums Überleben. Für viele beginnt der Arbeitstag um sechs
Uhr morgens, oft noch weit früher für diejenigen, die sich die Fahrt im
Sammeltaxi nicht leisten können und ihren kilometerlangen Arbeitsweg zu Fuß
zurücklegen. Trotzdem wird abends bis in die Nacht hinein geprobt - und das
praktisch jeden Tag.
Auch Joséphine Nsimba muss um fünf Uhr aufstehen. Dann fährt sie zum größten
Markt Kinshasas, um Omeletts zu verkaufen. Ihre monatlichen Einnahmen reichen
gerade für die Wohnungsmiete. Weil die importierten Eier aus Brasilien und
den Niederlanden die Preise kaputt machen, ist es ein schweres Geschäft. Ohne
Pause geht es anschließend zur Probe. Sie gehörte zu Alberts ersten
Cello-Schülerinnen. Heute sind die beiden verheiratet. Ihr achtjähriger Sohn
Armand ist seit langem krank. Trotz der hohen Kosten entscheiden sich Albert
und Joséphine schließlich für eine Operation.
Joseph Masunda Lutete ist Elektriker und Friseur. Im Orchester ist er für die
Bratsche und für das Licht zuständig. Wenn bei den Proben wieder einmal der
Strom ausfällt, ist Joseph gefragt. Um den Widrigkeiten der
Elektrizitätsversorgung in Kinshasa zu trotzen, hat er für seinen
Friseursalon einen Rasierapparat mit besonders langer Akkulaufzeit
angeschafft. Nathalie Bahati û Querflötistin û sucht nach einer neuen Wohnung
für sich und ihren kleinen Sohn. Kein einfaches Unterfangen in einem Moloch
wie Kinshasa und mit wenig Geld in der Tasche.
Armand Diangienda ist Dirigent, ausgebildeter Pilot und Gründer des
Orchesters. Er ist der Enkel von Simon Kimbangu, eines im Kongo hochverehrten
Märtyrers, der gegen die belgischen Kolonialisten kämpfte und eine eigene
Kirche begründete. Schon sein Großvater gab ihm mit auf dem Weg, dass er ein
Orchester gründen solle. In den Anfangsjahren teilten sich einige Dutzend
Musikbegeisterte die wenigen Instrumente. Damit jeder an die Reihe kam, wurde
in mehreren Schichten geprobt.
Heute stehen bei Konzerten des Orchestre Symphonique Kimbanguiste zweihundert
Musikerinnen und Musiker auf der Bühne. Zum Unabhängigkeitstag der
Demokratischen Republik Kongo plant das Orchester ein großes Open Air
Konzert. Mehrere tausend Zuschauer werden erwartet. Nur wenige haben
Erfahrung mit klassischer Musik. Auf dem Programm: Beethovens Neunte, Carmina
Burana, Werke von Dvorak und Verdi. Doch Armand Diangienda weiß: Noch klingen
die heiklen Musikpassagen nicht sehr überzeugend. Und auch der Chor kämpft
mit den Tönen und der deutschen Sprache. Aber der Tag des Konzerts rückt
immer näher...