Informationen zu "Psalm 24 "La terre appartient" (1916) für gem Chor und Orchester Partitur"
Komponist/Autor: Lili Boulanger
Verlag: Inter-Note GmbH
Verlagsnummer: 100003-0001
EAN: 9990900730712
ISMN: M-50296-036-0
Beschreibung
Psalm 24
Die Vertonung dieses Psalms ist ein Ausdruck von Lili Boulanger's tiefer Religiosität. Kraftvoll, dabei sensibel, emotional und doch insgesamt sehr authentisch – ein überzeugendes Beispiel von Lili Boulangers ganz eigener Tonsprache, die sie schon in so jungen Jahren geprägt hat.
„La terre appartient à l’ Eternel“ (""The earth is the Lord's"") – eine im Gegensatz zu den beiden anderen Psalmvertonungen Boulangers ganz diesseitsgewandte Aussage, die wie ein leidenschaftliches Bekenntnis gestaltet wird. Erst 1924, sechs Jahre nach ihrem Tod, wurde das Werk bei Durand in Paris veröffentlicht. Sie setzte den Psalm 24 für vierstimmigen gemischten Chor, Orgel und anstelle eines traditionell besetzten Orchesters für Blechbläser (4 Hörner, 3 Trompeten, 4 Posaunen, 1 Tuba), Pauken und zwei Harfen.
Wie aus Lili Boulanger’s Werken bekannt, gebraucht sie instrumentale Kontraste zur Unterscheidung der formalen Abschnitte. Die a-cappella Abschnitte zu Beginn sind syllabisch und gewährleisten, dass jedes Wort deutlich vernehmbar ist. In der Verbindung von Musik und Text liegt die Aufmerksamkeit auf der Verständlichkeit des Textes, hier wirken rhythmische Exaktheit und artikulierte Kontrolle neben einem bedächtigen Einsatz der Klangfarbe im Orchester. Daraus entsteht eine sorgfältig ausgearbeitete und damit sehr wirkungsvolle kompositorische Architektur.
Neben dem Verständnis von Psalm 24 als persönliche Bitte um Erlösung und den Segen des Herrn gilt besonderes Interesse ihren gewagten Harmonien und ausgereiften Instrumentationstechniken.
***
Lili Boulanger (1893-1918)
„Eine Frau, Lilli Boulanger, die 19-jährige Tochter eines Gesangslehrers am Konservatorium, hat den Grand Prix de Rome gewonnen, wobei es das erste Mal in seiner 110-jährigen Geschichte ist, dass eine Frau den heißbegehrten Preis erhielt. Dass unter anderem so bemerkenswerte Komponisten wie Berlioz, Bizet, Gounod, Massenet, Debussy und Charpentier Rompreisträger waren, macht seinen Wert deutlich.“
Diese zeitgenössische Pressemeldung zeigt die herausragende Bedeutung der 1893 geborenen Komponistin. Entgegen den damaligen euphorischen Erwartungen hat dies auch über 100 Jahre später noch nicht dazu geführt, sich in der Realität des Konzertbetriebes widerzuspiegeln. Durch ihren frühen Tod im Alter von nur 24 Jahren am 15. März 1918, inmitten der schlimmsten Phase des 1. Weltkriegs, waren die Voraussetzungen kaum vorhanden, überhaupt von der Nachwelt erinnert zu werden. Erschwerend hinzu kamen die Umbruchzeit der 20er Jahre und der 2. Weltkrieg. Ohne die hartnäckige Überzeugungsarbeit ihrer Schwester Nadja Boulanger (1887-1979), die ebenfalls eine erfolgreiche Komponistin war, wäre das Werk dieser genialen jungen Frau vielleicht inzwischen in Vergessenheit geraten.
Im Alter von nur 19 Jahren gewann Lili 1913 für die Kantate »Faust et Helene« als erste Frau den „Grand Prix de Rome“, trotz der Konkurrenz zu namhaften Komponisten und der offenen Frauenfeindlichkeit einiger Jurymitglieder. Ihr Beitrag war mit Abstand der beste unter den Beiträgen.
Lili Boulanger gehört mit Debussy, Ravel und Dukas zu den wichtigsten Vertretern des Impressionismus. Trotz ihres nur kurzen Lebens von 24 Jahren entwickelte sie einen charaktervollen Personalstil und schuf mit großer Erfindungskraft unterschiedlichste Werke wie Lieder, Klaviermusik, Opernszenen und Chormusik. Die Verwendung von Ganztonskalen und Pentatonik, mehrdeutigen Tonalitäten und raffinierter, experimenteller Harmonik mit bisweilen bitonalen Andeutungen waren Eigenschaften, die sie mit Debussy teilte.
Ihre Betonung der Subtilität durch impressionistische Mittel wie harmonische Mehrdeutigkeit und ihr kluger Einsatz von Klangfarbe und Dynamik führen zu Werken von großer dramatischer Wirkung. Sie war stets darauf bedacht, das Potenzial der Gesangsstimme und der Instrumente voll auszuschöpfen und gezielt einzusetzen.
Editorische Hinweise
Mehr als 100 Jahre nach der Erstveröffentlichung präsentiert der Inter-Note Verlag die erste moderne Ausgabe dieser herausragenden Komposition. Unsere Ausgabe wurde auf der Grundlage der Erstausgabe von Durand (1924) erstellt, offensichtliche Fehler und Unklarheiten wurden Unklarheiten wurden korrigiert, der Notensatz wurde teilweise an den heutigen Regeln der Textgestaltung und Lesbarkeit angepasst.
Unser editorisches Prinzip „Living Urtext“ basiert auf der Erfahrung, dass auch in sorgfältig edierten Ausgaben immer wieder Fehler, Ungenauigkeiten oder Missverständlichkeiten auftauchen, ein URTEXT ist demzufolge nie fertig, sondern bleibt ein lebendiger editorischer Prozess. Da alle unsere Druckausgaben im „Print-On-Demand“ Verfahren hergestellt werden, also nicht in Großauflagen gedruckt werden, können wir immer auf das professionelle feedback der Anwender (Dirigenten, Insturmentalisten, Musikwissenschaftler, Musikpädagogen u.a.) reagieren und dieses in den herausgegebenen Text mit einfließen lassen.