Informationen zu "Larcher, Thomas, Sonata Violoncello"
Verlag: Schott Music London (Schott Music Ltd)
Verlagsnummer: ED13729
EAN: 9790220135323
ISMN: M-2201-3532-3
Beschreibung
Meine Stücke komponiere ich nicht für Instrumente, für Stimmlagen oder
Besetzungen, sondern für Musiker, für Menschen. Es ist mir beinahe unmöglich,
ein Werk zustande zu bringen, ohne eine bestimmte Person vor Augen, im
inneren Ohr zu haben. So standardisiert die Interpretation klassischer
westlicher Musik auch sein mag, so viele Koordinaten auch festgelegt und
definiert sein mögen, ich möchte sie (und damit die Notenschrift) nicht als
determinierende, begrenzende Zeichen verstanden wissen, sondern als Wegweiser
hin zum Schaffen von lebendiger, organischer Musik. Bei auskomponierter Musik
braucht man zwei Beteiligte, den Komponisten UND den Interpreten, um ein Werk
entstehen zu lassen. So wie es für den Komponisten kaum jemals EINEN Weg
gibt, sich auszudrücken, Musik zu notieren etc., so gibt es auch für den
Interpreten kaum jemals EINEN Weg, ein Notenbild zu lesen, zu interpretieren,
zu leben. Und damit befinden wir uns in einem Netzwerk von Bedeutungen,
Gesten, Chiffren, das es gemeinsam auszuloten und zu erweitern gilt. Der Ton,
der Atem, die Gestik, der Einsatz und die Möglichkeiten einer Interpretin
waren auch bei diesem Werk letztendlich ausschlaggebend für die Gestalt des
Stücks. Es ist Musik, die ausdrucksmässig und spieltechnisch bis an die
Grenzen des Instruments geht. Musik, in der die Sinnzusammenhänge und die
Expression über den Notentext hinaus von der spielenden Person getragen
werden müssen. Es bedurfte für mich bei diesem Stück keiner Neuerfindung
einer Form, es ist ein Stück, das in einer "normalen" Konzertsituation
gespielt werden kann und soll. Ich wollte die vielleicht neuen und
ungewohnten Inhalte ganz bewusst in vertraute Formen integrieren (daher auch
der Name "Sonata"). Und auch die vorher angesprochenen Extremsituationen (bei
denen die spieltechnischen Extreme Synonyme für Spannung, Vereinsamung,
Verlust oder Zartheit sind) wollte ich in einen organischen Verlauf gebettet
und damit nachvollziehbar und nachfühlbar gemacht wissen. Ich danke Natalie
Clein, der die Sonata auch gewidmet ist, für die Anregung zu diesem Stück und
für den Weg, der zur Verwirklichung dieser Musik führte. Thomas Larcher